
Die jungen
Elektronik-Musiker "A.L.F." (Keyboard) und
"Honey" (Gesang und Performance, C=64-Spieler)
aus Stadthagen
nahe Hannover
firmierten 1990 zum
Projektes Honigmond und später zu Feindsender 64.3.
Hier entwickelten sich bereits wesentliche Stilelemente was von
Junker und Pikes
(ursprünglich Elemente der frühen Wave-Szene) bis zum
Petticoat
führten. 1993 folgte die endgültige Umbenennung zu Welle:
Erdball, nach dem deutschen Hörspiel Hallo!
Hier Welle Erdball! von 1928. Somit wird rund 65 Jahre später
dem Radiosender neues Leben eingehaucht und das eigene Konzept, als
imaginärer Radiosender zu fungieren, gefestigt. Ebenfalls
bereits vorhanden ist die Liebe zur 50er Jahre-Ästhetik, das
strikte Einhalten von Pseudonymen und der "Moderatoren-Uniform"
(schwarze Anzüge, weiße Hemden, schwarze Krawatten,
schwarze Lederhandschuhe, Sonnenbrillen).
Die ersten
Anfragen bei größeren Plattenlabels werden
abgelehnt, bis man schließlich, beflügelt vom Erfolg des
Liedes "Nyntändo-Schock" bei Synthetic
Symphony in Hannover unterschreibt. Noch 1993 erscheint das erste
Musikvideo "Es ist eingeschaltet". Ein Lied, das
allerdings auf keiner Platte zu finden ist. Zum Jahresende wird das
erste Album Frontalaufprall fertig gestellt. Das Album
verkaufte sich gut, wurde jedoch von der Presse abgelehnt, die mit
minimalen Klängen und deutschen Texten Anfang der 90er noch
nichts anzufangen weiß.
1995 erscheint
das zweite Album "Alles ist möglich",
bereits mit neuer weiblicher Besetzung (Xenia G-Punkt statt Isa). Die
Stammbesetzung ist seit Beginn die Gleiche, bei den weiblichen
Bandmitgliedern herrschte immer ein reger Wechsel.
Schon 1996 geht
Welle: Erdball mit ihrer ersten eigenen
Internetz-Seite "online", zu einer Zeit, als das Weltnetz
für die Masse noch ein weitgehend unbekanntes Medium ist.
Ebenfalls zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des dritten Albums
kreiert die Band ihr endgültiges Symbol. Das Sachsenring-Logo
wird drei mal um 23 Grad (in Anspielung an die Illuminaten) gedreht,
so dass es nun eine Radiowelle und den Erdball darstellt. Von nun an
wird der Commodore
64 stärker denn je genutzt und der Heimcomputer gilt fortan
auch als festes Bandmitglied.
1998 erscheint
das nunmehr vierte Welle: Erdball-Album "Der
Sinn des Lebens". Die Band hat sich inzwischen einen Namen
gemacht auch feiert auch im Ausland große Erfolge, vor allem in
Dänemark und Schweden. Auch in der Presse wird die Band
mittlerweile geschätzt.
Das nächste
Album trug ursprünglich den Arbeitstitel
"Die oberen Zehntausend", doch dann entschloß
man sich zum Konzeptalbum "Die Wunderwelt der Technik".
Dieses befasst sich komplett mit technischen Erungenschaften und
Produkten, denen eine gewisse Mystik und Geschichte anhaftet. Die
Arbeiten daran verzögern sich aufgrund der dafür nötigen
Recherche, weshalb mehrere Maxi-CDs dazu zur Überbrückung
im Vorfeld erscheinen. Ende 2002 erscheint dann das Album und wird
zum bis dato größten Erfolg der Band. Von der Presse
gefeiert und von Fans geliebt, steigt das Album auf Platz 1 der
Alternative-Charts und gelangt auch in die Media Control-Charts. Die
beiden für diese Sendung produzierten Musikvideos "Starfighter
F104G" und "Super 8" laufen im
Spartenprogramm wie etwa bei Schattenreich TV auf Onyx
quasi auf und ab.
Zum
zehnjährigen Bandjubiläum von Welle: Erdball
erscheint 2003 die Scheibe "Nur tote Frauen sind schön",
bereits mit dem neuen weiblichen Mitglied Frl. Venus, die
KayKat ersetzt. Mit dieser Veröffentlichung, für die auch
das Video "1000 weiße Lilien" produziert wird,
zieht die Band ein Resümee und veröffentlicht auch alte
Lieder der Vorgängerformation Feindsender 64.3 und der
Nebenprojekte Das Präparat und The Screeching Mew.
Skurriler Höhepunkt: W:E gaben anlässlich des 20.
Geburtstags des Commodore
64 (2003) ein Gratis-Konzert auf der Stuttgarter Messe
"Hobby&Elektronik".
Welle: Erdball
sind für ihren Anachronismus
bekannt und so erscheint, lange von der Gruppe gewünscht, 2004
das Album "Horizonterweiterungen" nur auf Vinyl,
limitiert auf 2000 Exemplare und handsigniert. Um die Wartezeit auf
die nächste reguläre Sendung zu verkürzen und auf
Wunsch des Hörerclubs, wird das Album "Die Wunderwelt
der Technik" 2005 ebenfalls erneut als Picture-LP
veröffentlicht. Die Lieder sind neu angeordnet und die
Schallplatte ist auf 500 Exemplare limitiert (250 für
Deutschland, 250 für Schweden). Soraya.vc verlässt den
Sender und wird für ein Jahr von Zara ersetzt, vor allem um die
Konzerte zu bestreiten. 2006 wird diese wiederum von Plastique
abgelöst.
Die Arbeiten am
folgenden Album "Chaos Total"
ziehen sich länger hin als erwartet, da auch hierfür das
Konzept eine tiefergehende Recherche nötig macht. Am 1.
September 2006 erscheint dann dieses Album, in der Erstauflage
üppig
ausgestattet mit einer DVD, Wackelbild, Aufkleber, im Schuber und
steigt sofort auf Platz 77 in die Media Control-Charts ein. Eine
bemerkenswerte Leistung für eine solch anspruchsvolle Band aus
dem "Untergrund".
Für 2007
ist die Sendung "Tanzmusik für Roboter"
angekündigt. Diese soll jedoch kein vollwertiges Album werden,
sondern sich vom Umfang her eher an "Nur tote Frauen sind
schön" orientieren.
Live
Die Band ist
eine der aktivsten der gesamten
schwarzen Szene und kein Monat vergeht ohne Live-Auftritte, lediglich
zur Produktion eines neuen Albums zieht sich die Band für einige
Zeit zurück. Die Bühnenshow von Welle:Erdball bestimmen
kalte Neonröhren, ausdruckslose und blass geschminkte Gesichter,
runde Sonnenbrillengläser und Pomade
in den Haaren. Im Hintergrund flimmert der verzerrte Video-Output des
Commodore. Utensilien während der Bühnenshow sind passend
zum jeweiligen Musiktitel z.B. riesige weiße Luftballons, die
ins Publikum geworfen werden (Schweben, Fliegen und Fallen),
Laserpistolen, Fahnen (Hoch die Fahnen), herumtorkelnde
Roboter, Faltpapierflugzeuge, die Honey ins Publikum fliegen lässt
(Starfighter F104G), 8mm Kamera (Super 8),
minimalistische Keyboard bzw. Klangverzerrer und das beliebteste
Utensil: ein großes Stahlfass, das regelrecht gedroschen wird
(Arbeit adelt!).
Ein
Höhepunkt sind, neben dem Stahlfass, die immer leicht
verschiedenen Versionen der Songtexte. Aus der Frage "Wo kommen
all die Geister her, wer hat sie gerufen" wird schon mal "Wo
kommen all die Saleschs her, wer hat sie gerufen". Der "VW
Käfer" wird in den neuen Bundesländern auch oft zum
Trabbi, so wie sich die Passage "auch in Stockholm waren wir
schon" dem entsprechendem Auftrittsort anpasst z.B. "auch
in Kassel waren wir schon". Die Gruppe ist bemüht darum, in
ihre Konzerte Dynamik kommen zu lassen und Honey reagiert zuweilen
auf Zurufe aus dem Publikum und Liederwünsche. Kein Konzert von
Welle: Erdball hat die gleiche Spielliste wie ein anderes.
Welle: Erdball
ist bekannt für lange Konzerte, lange Touren
durchs In- und Ausland und Auftritte bei den größten
Szenefestivals, wie dem Mera
Luna in Hildesheim, das Wave-Gotik-Treffen
in Leipzig oder den größten Festivals in Schweden. Dabei
füllen sie Hallen mit mitunter 7 000 Menschen.
Beim Tourauftakt
und Heimspiel am 01.09.2006 versuchte man sich an
einer aufwendigen Live-Videobeamerprojektion. Sechs abseits der
Bühne
produzierte Live-Sequenzen wurden passend zur abgespielten Musik auf
eine große Leinwand neben- und untereinander projiziert.
Der C=64 als
"Bandmitglied"
Ständiger
Begleiter und festes "Bandmitglied" ist der Commodore
SX-64, eine tragbare Version des Commodore 64, mit integriertem
Monitor und Laufwerk. Eindrucksvoll demonstrieren W:E wieviel man aus
der über 20 Jahre alten Technik herausholen kann. Welle:Erdball
steuerten auch den In-Game-Soundtrack
zum von Stefan Gutsch und Chester Kollschen für die
Software-Schmiede
"Protovision" programmierten C=64-Spiel Metal Dust
bei.
Hörerclub,
der W:E-Fanclub
Seit 1995
existiert der offizielle W:E Hörerclub. Dieser veranstaltet in
unregelmässigen Abständen Events für W:E-Fans und
Mitglieder. Die Mitgliedschaft ist kostenlos.
Alljährlich
findet das Hörerclubtreffen als Höhepunkt
an wechselnden Orten statt. Das Erste war 1996 in Coburg. Neben
Sektempfang, C=64 Spieleecke, Polaroid-Session mit der Band findet
ein für gewöhnlich ein ausgedehntes Konzert statt. Die
Hörer können die Titelauswahl mitbestimmen. Längstes
HCT-Konzert bisher war jenes im Mai 2004 mit einer Gesamtlänge
von über 200 (!) Minuten in Rauenstein/Thüringen.
Inzwischen hat der Hörerclub mehr als 5 000 Mitglieder (laut
Hörerclub selbst sogar mehr als 15 000).
Stil
Charakteristisch
für die Musik von
Welle:Erdball ist die Mischung aus Elementen der Neuen
Deutschen Welle, dem 80er Jahre Wave, traditionellen
Distributionsmethoden der Musikbranche (LP,
Radio) und dem
Einsatz klassischer elektronischer Hilfsmittel, wie dem Theremin
(Ätherwellengeige) und analogen Klangerzeugern, allen voran dem
Commodore 64.
Die Verwendung elektronischer Klangerzeugung erinnert entfernt an den
Musikstil der Band Kraftwerk.
Die Band selbst
stellt sich als Radiosender dar, der sein Programm
auf CDs veröffentlicht. Dazu gehört auch, dass zwischen
einzelnen CD-Tracks hin und wieder Verkehrsfunk, Wetter, Interviews
und Suchmeldungen eingebaut werden. Eine tatsächliche
Funkausstrahlung findet jedoch nicht statt.
Welle:Erdball
ist für provokante und ironische Texte bekannt,
deren Hintergründe vor Beginn des Songwritings von den
Bandmitgliedern genau hinterfragt werden. Die Texte klingen zuweilen
humorvoll, haben meist aber einen tiefgründigen und ernsthaften
Hintergrund. Zudem wird nicht mit Sozial- und Gesellschaftskritik
gespart, wie etwa der Warnung vor übermäßigem Konsum,
der Macht vor den Medien und falscher Technik. Gleichzeitig schuf die
Band auch regelrechte Liebeslieder an perfekte Produkte, wie den VW
Käfer, das Telephon W48,
die Super 8-Kamera
und natürlich den C64.
Welle: Erdball sprechen sich aus gegen geistige Armut und setzen sich
verstärkt für den Tierschutz ein. Die Texte von Welle:
Erdball sind fast ausschließlich deutsch und sie kritisieren
die Verwahrlosung der deutschen Sprache, vor allem durch die
zahlreichen Anglizismen. Die Gruppe vertritt deutlich die Aussage:
"Beweg' dein Gehirn! Jetzt!"
Was sich wie ein
roter Faden durch alle Alben von Welle: Erdball
zieht ist das Intro zu Beginn. Dieses weist immer den gleichen Text
auf, jedoch immer in einer anderen Version und in einer anderen
Melodie. Der Text lautet:
Einschalten
zum letzten Bild. Maschinen rasen, das
Telephon schrillt. Alles jetzt zu seinem Ort. Hier ist
Welle: Erdball... -Wer ist dort? Wählen Sie aus, was am
besten gefällt. Der Erdball funkt die Symphonie der Welt.
Empfangen Sie alles wie einen Bericht. Zusammenhänge,
die gibt es nicht. Alles soll so einfach sein, ohne Kunst,
hörbares Dasein. Jagd nach Geld, Glück und Besitz...
Es klingt vorüber, zuckt wie ein Blitz. Hallo, hier
spricht Welle: Erdball, Symphonie der Zeit, aus dem
Äther schwingt und schwillt sie in die Ewigkeit.
Zitat aus einem
Interview: "...unsere Recherchen zu den
einzelnen Liedern, welche nicht nur aus einem flüchtigen Blick
in das Internetz bestehen, sondern wirklich in das Detail gehen. So
saßen wir z.B. in der Starfighter, sprachen mit noch lebenden
Starfighter-Piloten, ließen uns von BMW den unausreichenden
Motor mit Wasserstoff-Brennstoffzelle erklären, drehten unseren
Super 8-Film natürlich u.a. auf dem Super 8-Medium und
projizierten ihn im Funkhaus an die Leinwand, kontaktieren
Contergangeschädigte, informierten uns über den Transrapid,
die Apollo 11-Mission... Wir sehen es aber auch als eine
Selbstverständlichkeit an, sich weitreichend zu informieren,
denn Menschen, die aufgrund mangelnder Information und wenig Ahnung
ihr Maul aufreißen, gibt es schon genug."
Diskografie
Demoaufnahmen
-
1991 Der Sinn des Lebens
(erschienen unter dem Namen Honigmond)
-
1992 Es ist an der Zeit
(Limitiert auf 50 Exemplare - veröffentlicht unter dem Namen Feindsender
64.3)
-
1996 Telephon W-38 (limitiert auf 200 Exemplare, erste
Fanclubedition)
Alben
-
1994 Frontalaufprall
-
1995 Alles ist möglich
-
1996 Tanzpalast 2000
-
1998 Der Sinn des Lebens
-
2002 Die Wunderwelt der Technik
, auch limitiert als Doppel-CD im Digipak
-
2004 Horizonterweiterungen
LP, limitiert auf 2000 Exemplare
-
2005 Die Wunderwelt der Technik
Picture-LP, limitiert auf 500 Exemplare
-
2006 Chaos Total ,
Erstauflage im Schuber mit Bonus-DVD
-
2007 Tanzmusik für Roboter (angekündigt)
Maxi-CDs
-
1993 Nyntändo-Schock
(aus Frontalaufprall)
-
1995 W.O.L.F. (aus Alles
ist möglich)
-
1996 Telephon W-38 MC (aus Tanzpalast
2000), limitiert auf 2000 Exemplare
-
1998 Deine Augen / Arbeit adelt!
(aus Der Sinn des Lebens)
-
2000 Starfighter F104G (aus Die
Wunderwelt der Technik)
-
2001 VW-Käfer & 1000
Tage (aus Die Wunderwelt der Technik)
-
2001 Super 8 (aus Die
Wunderwelt der Technik)
-
2003 Nur tote Frauen sind schön
Nebenprojekte
-
The Screeching Mew (1994, nach den
ersten Demoaufnahmen beendet)
-
Das Präparat (2003, nur mit
Honey, der die Formation 2004 wieder verließ)
-
Homo Futura (2006, mit Honey und
Plastique, Album erscheint im Frühjahr 2007)
-
Die Abenteuer von Commander Laserstrahl und seinem
Boardcomputer (2006, Hörspiel der Welle: Erdball-Bandmitglieder
und Freunden)
Welle:Erdball in der Kufa
zu Krefeld
Freitag 07.11.08
"Operation Zeitsturm"-Tournee 2008





















































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